By Iris Wittenbecher
Verstehensprobleme des Alltags, die in Talkshows und populären Ratgebern als vermeidbares Defizit behandelt werden, sind im Sinne der soziologischen Systemtheorie Niklas Luhmanns ganz normale, unspektakuläre Phänomene. Iris Wittenbecher vergleicht den Ansatz Luhmanns mit der soziologischen Hermeneutik Max Webers und Alfred Schütz`. Luhmann zufolge kann das Verstehen nicht, wie bei Weber und Schütz, über den subjektiv gemeinten Sinn, die Zwecke und cause der Individuen bzw. psychischen Systeme rekonstruiert werden. Denn über das, used to be als Verstehen erreicht wird, entscheidet souverän die Kommunikation als eine (und einzige) genuin soziale Operation. Die Autorin erarbeitet Korrespondenzen und Differenzen zur Verstehenden Soziologie und zeigt, dass diese trotz divergierender theoretischer Ausgangspunkte bereits zu ähnlichen Ergebnissen gekommen conflict: Beim Verstehen handelt es sich um ein Konstrukt, das das Verstehen erst ermöglicht.
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Die Sinnform grenzt in der Systemtheorie demnach weder den Bezugspunkt noch den Gegenstand des Verstehens ein, wohl aber unterscheidet sie, welche Systemarten über die Fähigkeit zu verstehen verfUgen, welche nicht - eine Unterscheidung, die Weber nicht interessiert, da für ihn das Verstehen per se und exklusiv an handelnde Subjekte gebunden ist. Während Webers Unterscheidung zwischen sinnhaften, verstehbaren Handlungen und unverstehbar Nichtsinnhaftem, zu dem alles zählt, was nicht aus Handlungen entspringt oder diesen zurechenbar ist, den Gegenstandsbereich des Verstehens über die Sinnkategorie definiert, grenzt Luhmann ihn ab über den Modus der systemischen Operationen: die Selbstreferentialität.
SI An anderer Stelle heißt es: "Statt Welt zu geben, verweist Sinn auf selektives Prozessieren. ) Aktualisierter Sinn ist ausnahmslos selektiv zustandegekommen und verweist ausnahmslos auf weitere Selektion. " (GdG I: 55) S2 Luhmann definiert Kontingenz: "Der Begriff [der Kontingenz, wi/] wird gewonnen durch Ausschließung von Notwendigkeit und Unmöglichkeit. Kontingenz ist etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist.
Oder man erinnere sich an den letzten (Ehe-)Streit, in dem ein Wort das andere gab, die Kommunikation eine Eigendynamik entwickelte, die alles andere als intendiert war. Luhmann: "Das Bewußtsein ist weder Ursache noch Urheber, weder Substanz noch Subjekt der Kommunikation. Kommunikation wird nicht so zustandegebracht, daß erst das Subjekt den Entschluß faßt, zu kommunizieren, dann diesen Entschluß ausführt und schließlich, als weiterer Effekt dieser Kausalkette, jemand hört oder liest, was gesagt oder geschrieben worden ist.