By Gerhard Helbig
Einordnung 4.4.1. Es wurde bereits sichtbar, dass sich die Konzeption der inhaltbezogenen Grammatik in stetiger Entwicklung (wenn auch nicht grundsatzlicher Ver anderung) befindet. Um 1930 hat Weisgerber die ersten Ansatze zu seiner Sprachauffassung entwickelt ("Muttersprache und Geistesbildung," 1929, und "Die Stellung der Sprache im Aufbau der Gesamtkultur," 1933); dieses Gesprach zu Beginn der 30er Jahre stand im Zusammenhang mit Ipsen, Porzig, Trier und Schmidt-Rohr. Sein vierbandiges Hauptwerk "Von den Kraften der deutschen Sprache" legte Weisgerber erst 1949/50 vor. Daraus lasst sich schon rein chronologisch ablesen, dass Weisgerber seine Sprachauffassung gleichsam in zwei Stossen entwickelt hat: um 1930 und um 1950. Entsprechend gehort er auch in zwei Zusammenhange hinein: einmal in die geistesgeschichtliche Richtung, die in den 20er Jahren den Positivismus junggrammatischer Pragung uberwindet und von der dann in den 30er Jahren die" volkhafte" und spater auch" volkische" Sprachbetrach tung ihren Anfang nimmt. So beruft sich etwa Stroh bei seiner Darstellung des "volkhaften Sprachbegriffes" und auch der rassistisch infizierte Schmidt 121 Rohr auf Weisgerber und auf Porzig. Zum anderen gehort Weisgerber in jene Entwicklungslinie, die von de Saussure ausgeht, Sprache als Sprache begreifen will und sich von der Geistesgeschichte Vosslerscher Pragung distanz
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39 Darauf ist kritisch hingewiesen worden von E. Benveniste (Nature du signe linguistique. In: Acta Lingustica I. 24, 37) und E. Lerch (Vom Wesen des sprachlichen Zeichens. In: Acta Linguistica I, S. , 161). Gegen diese Kritik hat sich von glossematischer Seite N. Ege (Le signe linguistique est arbitraire. In: Recherches Structurales. Copenhague 1939, S. ) gewandt. Auch A. H. Gardiner (The Theory of Speech and Language. Oxford 1932, S. ) hält - mit de Saussure "meaning" für dem Zeichen inhärent, aber sieht das Zeichen - im Unterschied zu de Saussure - als abhängig vom außersprachlichen "thing-meant" an.
Ebenda, S. 136,78 u. a. Vgl. : Wege und Ziele des Strukturalismus. In: Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik, 1958, 4, S. 346. Im Gegensatz zur unilateralen Auffassung des Zeichens - nur als Lautbild, als signifiant - ist für de Saussure ein Zeichen immer die "Verbindung der Vorstellung mit dem Lautbild", ist es immer "etwas Doppelseitiges, das aus der Vereinigung zweier Bestandteilie hervorgeht". Das Zeichen ist damit nicht unmittelbar auf einen Gegenstand der außersprachlichen Realität bezogen, sondern ist eine sprachimmanente Größe im Bezugssystem der Sprache.
Ganz im Gegenteil: Das Sprachsystem ist kein Selbstzweck, sondern erfüllt sich erst in außersprachlich-gesellschaftlichen Funktionen. Entsprechend ist es in hohem Maße - in seinen verschiedenen Komponenten in verschiedener Weise - von außersprachlichen Faktoren abhängig und bedingt. Aber diese außersprachlichen Faktoren müssen einmal genau untersucht und präzise (d. h. auch ohne mythologischen Begriffsapparat) beschrieben werden. Zum anderen kann man von diesen außersprachlichen Faktoren nicht in unmittelbar-direkter Weise auf sprachinterne (etwa: grammatische) Relationen schließen, weil es nach den Einsichten der gegenwärtigen Sprachtheorie keine I: I-Entsprechung der Strukturen von Sprache und Wirklichkeit gibt, sondern vielmehr ein nichtisomorphes, vermitteltes Zuordnungsverhältnis von Wirklichkeit, gesellschaftlichem Denken und Sprache vorliegt.