By Wiebke Lohfeld
In der Einzelfallanalyse über die jüdische und deutsche Ärztin Paula Tobias wird ihr Aberkennungsprozess im Zuge der Judenverfolgung im deutschen NS-Staat als Kampf um die Aufrechterhaltung ihrer deutschen Identität interpretativ rekonstruiert. Auf der Grundlage ihrer 1940 verfassten Autobiografie und zeithistorischen Dokumenten wurde ihr Leben interpretativ rekonstruiert und in den sozio-historischen Kontext eingebettet. Es konnte gezeigt werden, wie sich Paula Tobias’ Konflikt, Jüdin und Deutsche zu sein, als Aberkennungsprozess in der Autobiografie manifestiert. Die Aberkennung ihrer Zugehörigkeit zum deutschen Volke führte sie in einen persönlichen Kampf um die Aufrechterhaltung ihrer deutschen Identität bis in die Emigration.
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Aus dem Interview vom 25. September 1997. Allerdings wird hier das Datum des Weggangs der Familie Tobias nicht korrekt erinnert. Es war nicht 1934, sondern 1935, als Gerd auf eine Quäkerschule nach Holland geschickt wurde. Über die Problematik des ,richtigen' Erinnems vgl. 38ff. 31 Der Zusammenhalt unter den Jungen des Dorfes mit dem Sohn von Paula Tobias ist offensichtlich nicht durch die nationalsozialistischen Attacken erschüttert worden. Für einige Monate war Gerd Tobias sogar Mitglied in der HitleIjugend des Dorfes.
3. 1934 an Dr. Gertrud Baumgart schrieb, heißt es: "An sich ist der Einzelne mit seinem Schicksal heute völlig belanglos, aber fiir nicht belanglos halte ich es, dass Deutscheste Menschen den heut zu ziehenden Trennungsstrich empfinden, als ob er mitten durch sie selbst hindurchginge" (PT/235/61). Die Ausgrenzung, die sie aufgrund ihres 'Jüdischseins' in Deutschland nach 1933 erfahren hat, ist ihr zentraler Konflikt. In dem oben zitierten Satz drückt sich ihr persönliches Dilemma aus, auch wenn sie es nicht direkt benennt.
Sie verweist unter anderem darauf, dass sich der ,Allgemeine Deutsche Frauenverein' aufgelöst hat. "lts place was taken by ,Deutsche Frauenschaft', a strictly national-socialistic organisation" (PT/235/79). Tatsächlich war der Allgemeine Deutsche Frauenverein unter dem Dachverband BDF (Bund Deutscher Frauenvereine) subsumiert, der sich im Jahre 1933 selbst aufgelöst hat, um der Gleichschaltung zu entgehen. Die im Manuskript beigefiigten Briefe belegen, dass es auch nach der Auflösung noch Kontakte der alten Mitglieder des Vereins gegeben hat.